Deckenbeamer ohne Kabel

In diesem Artikel werde ich beschreiben, wie man einen Deckenbeamer ohne umständliche Verkabelung anschliessen kann.

Dank einer Kombination aus Chromecast, Bluetooth-Audioverbindung mit apt-x und Funk-LED-Leuchtmitteln reichen ein einziges Stromkabel und drei kleine Löcher in der Decke aus um einen Beamer an der Decke zu betreiben.

Kein Schlitzeklopfen oder Kabelkanäle verlegen nötig.

Doch von Anfang an: Ich habe keinen grossen Fernseher und möchte auch keinen grossen Fernseher im Wohnzimmer stehen haben. Dennoch möchte ich das Heimkino nicht missen.

Also kaufte ich mir vor einiger Zeit einen kompakten Beamer.

Jedesmal, wenn ich einen Film “in groß” sehen wollte war dann die folgende Prozedur angesagt:

  1. Beamer auf ein altes Lampenstativ montieren
  2. Stativ an der richtigen Stelle aufbauen
  3. Bild auf die Projektionsfläche (Wand) ausrichten und scharfstellen
  4. Stromkabel anschliessen
  5. HDMI-Kabel ansschliessen
  6. Das Audiokabel für den Rückkanal zur Stereoanlage anschliessen
  7. Film vom Abspielgerät abspielen.
  8. Am Ende alles wieder aufräumen

Da dies, wie ihr sicher bemerkt habt, ziemlich umständlich ist, vereinfachte ich die Prozedur: Statt alles immer wieder auf- und abzubauen stellte ich den angeschlossenen Beamer nach Gebrauch einfach in eine Ecke und schaltete lediglich die Mehrfachsteckdose aus.

Unglücklicherweise sah das nicht besonders aufgeräumt aus und alle stolperten regelmässig über die Füsse des Lampenstativs.

Als Aternative bietet sich eine Deckenmontage an. Allerdings finde ich Kabelkanäle an der Decke nicht sonderlich hübsch. Auch nicht diese superflachen.

In einen weiteren Optimierungsschritt versuchte ich daher die Anzahl der Kabel zu reduzieren. Der Beamer würde neben einer Deckenlampe montiert werden. Strom wäre also über ein kurzes, nicht störendes Kabel am Montageort vorhanden.

Die Stromquelle konnte ich nutzen, weil die Philips Hue Deckenlampe drahtlos ein- und ausgeschaltet werden kann. Es wäre schliesslich fatal, wenn die Lampe leuchten muss, damit der Beamer läuft! Gleichzeitig wäre es genauso fatal wenn der Beamer anginge sobald man die Deckenbeleuchtung einschaltet. Aber auch das ist kein Problem, weil der Beamer, wenn der Strom eingeschaltet wird nicht automatisch angeht, die Lampe jedoch schon.

Das Audiokabel habe ich durch eine Bluetooth-Funkstrecke mit apt-x ersetzt, was ganz ausgezeichnet funktioniert. Sowohl in Sachen Latenz als auch von der Qualität her. Der Versuch, das HDMI Kabel durch drahtlose HDMI-Bridges zu ersetzen scheiterte leider an Preis und Qualität. Erst gab es keine zuverlässigen Lösungen, dann waren sie mir zu teuer (~200 EUR+). Und man hätte ein weiteres Stromkabel zum Betrieb der Empfangsseite am Beamer gebraucht und somit ein HDMI-Kabel durch ein Stromkabel ersetzt und nichts gewonnen.

Bei der Betrachtung meiner Anwendungsfälle kam die Idee auf, dass sich das Problem durchaus auch mit drahtlosen TV-Sticks lösen lassen könnte. Die Anwendungsfälle sind:

  • Filme von DVD oder NAS abspielen
  • Games von der Playstation oder Wii zocken
  • Bei iTunes gekaufte oder geliehene Filme abspielen
  • Webseiten anzeigen
  • Bilder Slideshows abspielen
  • Videos von Online Videoplattformen wiedergeben
  • Präsentationen vom Notebook oder Tablet aus anzeigen
  • Die Übertragungslösung muss Beamerseitig über USB mit Strom versorgt werden können, da ein weiteres Stromkabel oder eine klobige Verteilerdose unbedingt vermieden werden soll.
  • Die Wiedergabe sollte von allen möglichen Geräten möglich sein. Zumindest jedoch von:
    • Android Smartphone & Tablet
    • Mac OS X
    • iOS Geräten
    • Evtl. auch mit Linux, Windows 7++ und ggf. Windows Phone 8.1++ (optional)
  • Wiedergabe der Videomedien mit einer Auflösung von min. 720p mit min. 30fps.

Ausprobiert habe ich dann die folgenden Stick-Lösungen:

  • FireTV Stick
  • AppleTV (trotz 220V Anschluss, aber die hatte ich nunmal schon)
  • Chromecast
  • RenkCast

Das vorläufige Ende vom Lied war: Die AppleTV flog aus der Konkurrenz raus, weil sie weder aus den gewünschten Online Videotheken streamen noch über USB mit Strom versorgt werden kann und eigentlich auch nur mit Apple Geräten sinnvoll verwendet werden will. Der RenkCast lief mir zu instabil und zu langsam und die EZShare App wirkte etwas altbacken und schlecht gepflegt. Der FireTV Stick schliesslich ist dem Chromecast auf den ersten Blick recht ähnlich, hat aber einige deutliche Unterschieden unter der Haube:

  • Apps werden auf dem Stick installiert statt auf dem Smartgerät
  • Eine Fernbedienung ist nötig um den FireTV zu bedienen.
  • Unterstützt nur Miracast, was qualitativ nicht optimal ist. (hohe Anforderungen an Abspielhardware, oft  hohe Latenz, Ruckler und asynchrone Video/Audio Spuren)
  • Man benötigt ein Amazon- statt ein Google-Konto

Und so fiel die Wahl auf den auch nicht so ganz perfekten (weil neugierigen) Chromecast Stick, der aber inzwischen tatsächlich alle Usecases ausser den Punkt mit der Playstation/Wii erfüllt. Und das ganz ohne Fernbedienung und von jedem Gerät auf dem entweder der Chrome Browser, die Chromecast App oder Android läuft.

So hängt der Beamer nun an der Decke, nur mit einem Stromkabel angeschlossen und alles funktioniert tadellos, ohne ruckeln und ohne Gestänge zwischen Bild und Betrachter.

Links Zum Weiterlesen (englisch):

Screen mirroring with Chromecast

Chromecast vs. Miracast

Miracast explained: How is it different from Chromecast and AirPlay?

Performance Spielereien

Bildschirmfoto 2016-05-18 um 20.50.41“Wordpress ist total lahm und lässt sich mit HTTPS nicht vernünftig nutzen und Apache mit PHP ist ja auch nicht mehr so optimal” hat mir ein Bekannter neulich erzählt.

Ich war anderer Meinung und habe Lust bekommen,  Performanceoptimierung zu betreiben, mit Software herumzuspielen und auszuprobieren ob die These stimmt – oder widerlegt werden kann.

Zu Anfang lag da noch ein alter Blog rum. Dieser hier. Oll, langsam, die Leserzahlen egal – ein idealer Kandidat für meinen Versuch.

Stylesheet aufräumen

Zunächst habe ich das Stylesheet aufgeräumt und viele schwere und unnütze Webfonts durch einen leichtgewichtigeren ersetzt. So kam ich von ~7MB, die in 12s auf etwa 6,1MB, die laut Webpagetest Performance Messtool in 11s geladen waren. 11s – eine halbe Ewigkeit. In der Auswertung sah ich, dass vor allem die Bilder auf der Webseite einen grossen Anteil (>50%!) am gesamten Seitenvolumen hatten.

Lazy Loading und Bilder komprimieren

Um dem entgegenzuwirken suchte ich eine Möglichkeit die Bilder im nicht sichtbaren Teil der Webseite erst zu Laden, wenn sie benötigt werden (oder kurz vorher). Also ein sogenanntes “Lazy Loading” einzurichten. Hierfür gibt es ein passendes WordPress Plugin (“Lazy Load”), mit dem der Job recht flott erledigt war. So werden beim Seitenaufruf erstmal nur die Thumbnails geladen, aber nicht mehr die kompletten Bilder.

Den Standardwert für die Bildkomprimierung habe ich ausserdem von 95% auf 80% gesenkt, ansonsten hätten viele Bilder doch zu sehr an Qualität eingebüsst. In einem Fotoblog darf man ruhig wenig komprimierte JPEGs zeigen, auch wenn diese Dateien dann etwas grösser ausfallen.

Diese Massnahmen haben die Ladezeit aber immerhin auf etwa 6s gedrückt und die Gesamtseitenkapazität auf etwa 700kB reduziert. Damit könnte man leben. Wenn da nicht diese 3s Time to first Byte in der Webpagetest Auswertung gewesen wären. In 3s laden moderne Webseiten inkl. Rendering im Browser. In 3s treffen Finanzalgorithmen Millardenentscheidungen in hunderten von Transaktionen. In 3s ändert sich die Welt.

Schneller!!!

Meine Vermutung war, dass eines der installierten Plugins dafür verantwortlich ist, dass es so lange dauert bis WordPress das erste Byte an den Browser ausliefert. Ich probierte also alle Plugins der Reihe nach durch (Messen, deaktivieren, messen…jeweils mehrere Zyklen) und identifizierte auf diese Art zwei Plugins die Zeit stehlen.

Interessanterweise kostete das W3 Total Cache Plugin fast 2s, obwohl es eigentlich zur Performanceverbesserung gedacht ist. Das veraltete Statistikplugin, dass im Hintergrund lief und Dinge tat, von denen ich keine Ahnung hatte und dabei alles bremste kostete nochmal etwa 1s.

Jetzt hatte ich also eine WordPress instanz, die etwa ein Zehntel der ursprünglichen Grösse hatte und in einem viertel der Zeit lädt. Blöderweise hatte ich dadurch den Cache und die Lesestatistik eingebüsst. Suboptimal. Ersteres bremste jetzt bei jedem weiteren Seitenaufruf und letzteres verhindert, dass ich sehe welche Artikel am meisten gelesen werden (schade, aber zu verschmerzen).

Johnny Cache alias Varnish.

Ich dachte über eine Architekturänderung nach. Bisher lief der Apache Webserver im Standalone Modus und machte alles alleine. Für das Caching habe ich spaßeshalber einen Varnish Cache davorgehängt – und siehe da: Die Ladezeiten beim zweiten Aufruf waren wieder da wo sie hin sollten: Im Keller. Ganz unten. Top!

Und dank neuem, passiven Statistikplugin sehe ich jetzt wieder die Seitenaufrufe, aber ohne störende Nebenwirkungen auf die Time-to-first-Byte (TTFB).

Und HTTPS?

SSL hätte ich ja auch gerne noch, dachte ich so. Vor allem im Hinblick auf die vielen Browserfeatures die in den Chromes, Firefoxes und Edges dieser Welt Stück für Stück nur noch per HTTPS zur Verfügung stehen bzw. stehen werden. Also flugs einen HA-Proxy als SSL Terminator vor den Varnish Cache geklemmt, ein LetsEncrypt SSL Zertifikat installiert – und erstmal nur Probleme gehabt: Redirect Loops, Security Warnungen wenn Seiteninhalte teilweise per HTTP geladen wurden, Browserfehler…Blöd.

Um die Warnungen vor gemischt geladenem Content zu verhindern habe ich das “SSL Insecure Content Fixer” Plugin installiert und einige Plugins mit hartkodiertem Protokoll in den URLs (z.b. das Google Translate Plugin) per Hand angepasst. Die Redirect Loop Probleme waren eine Mischung aus fehlerhafter HA-Proxy, Varnish und WordPress Config gepaart mit einer WordPress Default URL die mit “http://” begann.

Nachdem nun alle Probleme ausgemerzt sind läuft die Kiste. Genauer: das Blog ist flott geworden. Flotter als es jemals war.

In Zahlen: First Load: ~3,8s, 670kB. Second Load: 2,7s, 64kB.

Und das mit ein paar wenigen nicht so komplizierten Handgriffen. Die These meines Bekannten ist damit hinreichend widerlegt. Oder?

Auf jeden Fall war es ein Grund seit langer Zeit wieder einmal einen Artikel hier zu posten.

Mein letzter Tag mit der Kamera im Wert eines Kleinwagens

Ein Freund hat es vorhin in einer eMail schön auf den Punkt gebracht:

“Zu teuer, zu schwer und zu groß. Trotzdem irgendwie geil”.

Ich mag diese Knipse irgendwie.

Morgen geht die Pentax 645D wieder zurück. Aber Heute war ich noch ein wenig mit ihr draussen. Zeit für ein Kurzfazit.

Das Gehäuse wirkt robust und ist trotzdem verhältnismässig leicht, das Display und die Knöpfe übersichtlich, alle wichtigen Funktionen sind über einen Funktionsknopf bequem erreichbar. Die Farben sind fantastisch gut, die Files sind superclean und last but not least macht sie echt Spass. Kälte macht ihr nichts aus, der Akku hält ohne Probleme durch. Die Gehäuseabdichtung gibt ein gutes Gefühl, auch wenn ich sie nicht in Anspruch genommen habe.

Bei den Details gibts nur einen kleinen Unterschied zur 24 Megapixeligen Nex 7 – vermutlich dadurch bedingt, dass die Sony Nex keinen Anti-Aliasing-Filter, die Pentax jedoch einen spürbaren, wenn auch nicht allzu dicken AA-Filter vor dem Sensor eingebaut hat.

Allianz Arena in blau, Dynamiktest bestanden.
Allianz Arena in blau, Dynamiktest bestanden.

Vom Handling her ist die 645D gemessen an einer kompakteren DSLR ein ziemliches Hacksteak, für eine Mittelformatkamera hingegen ist das Handling allererste Sahne.

Die Farben und Bildanmutung, die der Kodaksensor in Verbindung mit dem Pentax Bildprozessor zaubert, hat dieses “grossartig – wow” direkt mit eingebaut. Das gleiche, dass ich bereits von meiner analogen Pentax 645 gewohnt bin.

Farben und Bildanmutung der Nex sind da eher “knackig – solide”. Nichts was man nicht mit etwas Softwaretweaking in die eine oder andere Richtung optimieren könnte, aber bei der 645D bekommt man das als JPEG direkt aus der Kamera geliefert.

Blick von der Donnersberger Brücke
Blick von der Donnersberger Brücke
100% Ausschnitt
100% Ausschnitt

Leisten möchte ich mir die 645D dennoch irgendwie nicht in die Fototasche packen. Noch nicht. Denn das, was sie etwas besser kann als die Nex 7 ist es mir einfach nicht wert, den 5 fachen Kaufpreis hinzublättern. Dazu mache ich zu wenige 1,5 x 2m Prints oder Hochglanzmagazinseiten und dazu hat sie auch zuviele Nachteile für meine Art der Fotografie. Es ist eben ein Spezialwerkzeug für spezielle Aufgaben – dummerweise nicht in meinem
Hauptaktionsgebiet, sonst könnte ich fast schwach werden, auch wenn dafür mein Auto dran glauben müsste. 🙂

11880-Tower mit der 645D
11880-Tower mit der 645D

Die Nex macht aber auch hübsche Bilder und ist vor allem immer dabei. Flinker ist sie auch noch. Und deutlich leichter manuell zu fokussieren dank Focus peaking und elektronischer Sucherlupe. Mehr will ich nicht brauchen müssen. Ausser vielleicht…aber das ist dann eine andere Geschichte.

Allianz Arena mit der Nex-7 und Zeiss 50/2 ZM
Allianz Arena mit der Nex-7 und Zeiss 50/2 ZM
100% Ausschnitt Nex-7 Bild
100% Ausschnitt Nex-7 Bild