WLAN Adapter in 15 Minuten selber bauen ohne Löten

Selbstbau-WLAN-Adapter ohne LötenNeulich bekam ich eine freundliche eMail eines Lesers, der den Artikel zum Thema „Bilder per WLAN auf einen Beamer senden“ gelesen hatte und mich fragte ob ich eine Lösung kenne, wie man, ohne für jede Kamera einen dieser dreist-teuren original WLAN-Adapter anzuschaffen, die Kamera drahtlos fernsteuern kann.

Ich wies ihn auf den Artikel über den DIY-WLAN-Adapter eines Australiers hin, den er für seine Nikon gebaut hatte, jedoch stellte sich heraus, dass Löten nicht unbedingt jedermanns Sache ist. Meine auch nur manchmal.

Vor etwa einem Jahr hatte ich mir mal ein Wireless-USB Set von Hama gekauft, mit der Idee im Hinterkopf den Do-It-Yourself WLAN Adapter nachzubauen. Den Kram hatte ich dann jedoch in der Ecke liegen gelassen, weil ich mir keine Zeit nehmen wollte selber zu Löten und auch kurzfristig damals keinen passenden Akku auftreiben konnte.

Nach etwas Suchen habe ich kürzlich im Internet einen kompakten 4400mAh Akku mit USB-Ausgang erstanden. (Inzwischen gibts diese Akkus bestimmt auch etwas billiger?) Auch ein ca 10cm langes USB Stromkabel und ein normales USB-Kabel aus dem Lieferumfang einer portablen Festplatte fand ich in einer Schublade.

Wichtig: auf die Polung und den Durchmesser des Rundsteckers beim USB-Stromkabel achten!

Mit etwas Gaffa-Tape (Gewebeklebeband) und in Verbindung mit einer Somikon Blitzschiene aus dem Pearl-Katalog konnte ich mir auf diese Art ganz ohne Löten relativ flott, günstig und simpel einen WLAN Adapter bauen, der mit allen Kameras, die USB-Tethering unterstützen, anstandslos funktioniert, den ich am Stativgewinde meiner Kamera befestigen und darüber hinaus noch mit bis zu 480 Mbit/s die Daten hin und herschieben kann. Schneller als jeder 802.11b/g original WLAN-Adapter dies je könnte.

Kostentechnisch ist der Selbstbau-WLAN-Adapter den Originalen haushoch überlegen: zwischen 65 und 90 EUR kostet ein WUSB-Starterset, 6,90 die Blitzschiene, die Kabel liegen, sofern noch nicht vorhanden, pro Stück im 5 EUR Bereich und der Akku schliesslich schlägt mit ca. 15-45 EUR zu Buche. Für alles zusammen muss man mit rund 100-150 EUR rechnen.

Falls es jemand nachbauen möchte gibts nachfolgend die Beschreibung zum Nachlesen.

Eine Bitte an die Hersteller vorab…

Liebe Kamerahersteller, ich möchte euch gerne nochmal auffordern zukünftig WLAN zur Datenübertragung und Kamerafernsteuerung standardmässig in die Kameras zu integrieren. Die Bauteile sind nicht mehr teuer und sollten in einer Kamera der >2000 EUR Klasse eigentlich längst normal sein.

Jedes iPhone oder Androidding hat eine bessere Datenverbindung (Bluetooth, WLAN & 3G!) als eine handelsübliche DSLR aus aktueller Produktion! Also, liebe Ingenieure: Setzt euch bitte mal auf den Hosenboden und baut das in die nächste Kamerageneration ein. Oder gebt den bisher verfügbaren WLAN Adaptern realistischere Preisschilder. Eure unanständig teuren oder verkrüppelten (D3200) WLAN-Adapter könnt ihr jedenfalls behalten.

Kein Vorteil ohne Nachteil…

Die Selbststecklösung hat, das möchte ich keinesfalls verschweigen, auch ein paar Nachteile gegenüber den Originaladaptern:

– Wireless USB, obgleich ein offizieller Standard, funktioniert bisher nur unter Windows, mit Linux unter Umständen auch (habe ich jedoch noch nicht selbst getestet). Unter Mac OS muss man sich mit einer Windows-Installation in einer virtuellen Maschine (z.B.: VMWare oder Parallels) behelfen, aber dann läufts ebenfalls zufriedenstellend. Eine weitere Alternative mit der sich Mac-User behelfen können: Mittels Bootcamp Windows auf dem Mac installieren und damit booten.

– Der selbstbau WLAN-Adapter ist nicht Wasserdicht, vorausgesetzt man betreibt nicht Extraaufwand mit einem wasserdichten Gehäuse.

– Gleiches gilt für das Design: „Nicht schön, aber selten“ ist das Credo, wiederum angenommen dass man sich kein formschönes Selbstbaugehäuse herstellt.

– Die Reichweite ist begrenzt. Laut Spezifikation funktionieren die WUSB-Adapter in einem Umkreis von „bis zu“ 10m. In meinen Versuchen konnte ich mit Sichtkontakt zwischen den Antennen eine zufriedenstellende Performance nur bis maximal 5m erreichen. Sobald Wände dazwischen liegen verkürzt sich die maximale Übertragungsdistanz nochmal ganz erheblich. Bei 10m wird die Übertragungsgeschwindigkeit schon sehr langsam. Für Studiozwecke oder andere Anwendungsfälle, bei denen die Kamera nicht allzuweit vom Controlrechner entfernt sein muss ist diese Lösung allerdings vollkommen ausreichend.

Eine Reichweitensteigerung ist möglich, in dem man bei der Kamera auf einem per USB mit der Kamera verbundenen Windowsrechner (z.b. Eee PC, Windows Tablet o.ä.) eine Serversoftware laufen lässt und dann mittels mobilem WLAN Hotspot und Client Software für Android Phone/Tablet (z.B. Multican) oder iPhone/iPad (z.B.: DSLR Camera Remote) die Kommandos an die Kamera schickt. Das ist allerdings eine recht umständliche Lösung und nur in besonderen Einzelfällen ratsam.

Fernsteuerungssoftware

Nachdem Wireless-USB derzeit nur unter Windows und ggf. Linux läuft konzentriere ich mich in diesem Artikel auf Software, die für diese beiden Betriebssysteme geschrieben wurde. Das beste Fernsteuerungstool für den Mac (und derzeit leider nur für Nikon Kameras) ist wahrscheinlich die kostenlose Sofortbild-App. Sie hat aber nur Sinn, wenn man Kabelgebunden Fotografiert.

Canon DPP

Canon User sind, was die Software betrifft, immer schon im Vorteil gewesen, denn Canon liefert einen sehr guten RAW-Konverter mit Tethering Funktion seit Jahren kostenlos mit den meisten Kameras mit. Canon DPP bzw. das EOS Utility erlauben eine fernsteuerung sämtlicher für die Aufnahme wichtigen Parameter.

Nikons Camera Control Pro

Bei Nikon muss man sich die bei Canon kostenlos mitgelieferte Software zusätzlich kaufen. Für eine Vollversion von Camera Control Pro 2 sind aktuell knapp 150 EUR fällig. Ob die Software mit dem Wireless USB-Adapter zurecht kommt habe ich nicht getestet, sollte aber theoretisch kein Problem sein, da ja USB-Tethering von der Software unterstützt wird.

Breeze Systems NKRemote und DSLR Remote Pro

Für Nikon-Fotografen gibt es darüberhinaus eine ganze Reihe von Windows-Tools. Das Beste Drittanbieterprodukt in Sachen Preis/Leistung ist meiner Meinung nach die leider 175 USD teure „NKRemote“ Software von BreezeSystems. Sie hat wenig Latenz beim Verstellen und Auslösen der Kameraparameter, überträgt das Liveview-Bild zügig und unterstützt auch Kontrast-AF, Wahl des Autofokusfeldes und Intervallaufnahmen, kurz: Lässt keine Wünsche offen. Für Canon User gibt es die gleiche Software, diese heisst „DSLR Remote Pro“ und kostet ebenfalls 175 USD. Kostenlose, ernstzunehmende Alternativen für Nikon User sind DIYPhotobits „Camera Control“ und DCamCapture.

DCamCapture…

…hat eine gewisse Latenz zwischen drücken des Auslösebuttons und der tatsächlichen Aufnahme und hat keine Möglichkeit Belichtungszeit, Blende oder ISO etc. zu verstellen oder zu fokussieren, bietet aber Liveview und ein ordentliches Windows-Interface sowie eine Intervallaufnahmefunktion, einen IPTC Editor und eine Videomitschnittmöglichkeit des Liveviewbildes. Unterstützt werden nur Nikon Kameras. Aber einem geschenkten Gaul…

Camera Control

hat ein, mit verlaub hässliches und nicht mehr Zeitgemässes Frontend, das aussieht wie eine Webseite aus den Geburtsjahren des Internet, bietet aber unter den kostenlosen Programmen die meisten Funktionen. Blende, Belichtungszeit, ISO, Belichtungskorrektur und Aufnahmeformat können eingestellt werden, die Verzögerung ist sehr gering und auch eine Intervalfunktion für Timelapseaufnahmen ist vorhanden. Leider kann Camera Control kein Liveview und man kann auch nicht die Autofokusfelder auswählen oder ferngesteuert fokussieren. Unterstützt werden wie bei der DCamCapture-Software nur Nikon Kameras.

Lightroom

Die Tetheringfunktion von LR3 und LR4 unterstützt viele verschiedene Kameramodelle, jedoch ist die Funktion stark eingeschränkt. Blende, Zeit und ISO werden zwar angezeigt, lassen sich aber nicht einstellen. Liveview wird nicht unterstützt, im Grunde genommen kann man mit der Tethering-Funktion nur Remote Auslösen. Mehr aber auch nicht.

Hardware für den Adapter

Teile vor dem Zusammenbau

Ich habe die Folgenden Teile für meinen Adapter verwendet:

Es gibt inzwischen mit Sicherheit günstigere Hardware, zum Beispiel das WUSB-Set von Olidata oder einen der vielen NoName Akkus inkl. Adapterkabel, allerdings weis ich nicht, ob diese Bauteile anschliessend miteinander funktionieren werden. Ausprobiert habe ich lediglich die oben genannten Teile. Die Verkabelung wird wie folgt vorgenommen:

Verkabelung

Anschliessend wird alles zusammen inkl. der Blitzschiene mit dem Klebeband umwickelt und lässt sich dann unter die Kamera schrauben. Beim verkleben darauf achten, dass kein Stecker herausrutscht und auch später nicht herausrutschen kann! Natürlich kann man die Kamera anschliessend nicht mehr auf einem Stativ befestigen.

Kamera mit Selbstbau-WLAN-Adapter

Der Client Adapter des WUSB-Sets wird in den Rechner gesteckt, die Software und Treiber werden installiert und dann kann es losgehen:

Selbstbau-Aktion abgeschlossen.

Der Zeitaufwand für den Zusammenbau beträgt inkl. Auspacken der Ware etwa 15 Minuten. Die Softwareinstallation etwa 5 Minuten bis eine Stunde, je nachdem wie schnell die Downloadgeschwindigkeit ist und wie gut man seinen Rechner kennt.

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