Das teure Hobby Fotografie.
Immer wieder liest man vom „teuren Hobby Fotografie“. Zum Beispiel auch hier wieder in einem Artikel bei digitalkamera.de, in dem ein Buch über Stockfotografie angepriesen wird. Dort ist von Unterwerfung und Sachzwängen die Rede. Auch zwischen Fotografie und finanzieren wird ein logischer Zusammenhang gebildet.
Ja – aber wie teuer ist denn das Hobby nun wirklich? Und warum soll ich mich in meiner Freizeit Sachzwängen unterwerfen um mein Hobby zu finanzieren?
Ganz ehrlich: wer einfach nur ein Interesse an der Lichtbildnerei hat und einfach schöne Aufnahmen machen möchte, der kann das doch schon zum Taschengeldpreis. Gebrauchte Spiegelreflexkamera mit 50er Objektiv? 30 EUR. Film dazu? 2,50 EUR. Entwicklung inkl. Abzüge? 6,50 EUR.
Dass man sogar mit einer Billig-Einwegkamera für 5$ aus dem Supermarkt zu den ganz Grossen gehören kann zeigt z.B. Terry Richardson immer wieder sehr eindrucksvoll – auch wenns oft nicht mein Geschmack ist…Terry bringt es fertig und knipst mit einer Supermarktknipse eine ganze Werbekampagne (für die er ein saftiges Honorar kassiert, versteht sich) und verhökert anschliessend die gebrauchte Einwegkamera auch noch bei Ebay!
Ich denke teuer wird die Fotografie nur dann, wenn man anfängt immer das Neueste und Tollste haben zu wollen. Wenn einem die alte Kamera nicht mehr gut genug ist. Wenn man meint ein extralanges, extrasuperlichtstarkes Supertele zu brauchen um gute Bilder zu machen. Wenn man sein Licht bei Elinchrom, California Sunbounce, Profoto und Konsorten kaufen will. Wenn es kein Hobby mehr sein soll. Oder wenn Geld keine Rolle spielt.
Braucht man das? Ein bekannter Wildlife Fotograf, dessen Name mir grade partout nicht einfallen will, begann seine Karriere mit einer Kompaktknipse mit Weitwinkelobjektiv Löwen und Elefanten aus nächster Nähe zu fotografieren. Am Anfang war es Limitierung, kein Geld für mehr Kamera. Später wurde es Teil seines Stils. Und nicht nur einmal hätte es ihn fast das Leben gekostet, weil er zu nah dran war.
Ganz ähnlich auch Robert Capa dem nicht ganz umsonst der Spruch „Sind deine Bilder nicht gut genug warst du nicht nah genug dran“ zugesprochen wird. Die Aufnahmen sind dennoch – oder grade deswegen – sehenswert.
Oder auch die Strategie, sich einmal eine Ausrüstung zu kaufen und sie dann über Jahrzehnte hinweg zu verwenden. Ich denke da an meinen Uronkel, der sich in jungen Jahren mühsam seine Leica M mit einem 5cm Elmar zusammengespart hat und sich mit 40 sein zweites Objektiv geleistet hat. Auf 20 Jahre umgelegt kann man sich unter Umständen sogar eine einmalige Anschaffung von mehreren tausend Euro leisten ohne das Gefühl zu haben etwas „teures“ erworben zu haben. Wichtig ist dann nur, den Kaufreiz im Griff zu behalten, den einem die Kamerahersteller permanent einreden wollen. 🙂
Das Hobby Fotografie ist immer genau so teuer wie man es sich leisten möchte. Daß das Hobby Fotografie generell teuer sein soll kann ich hingegen nicht bestätigen. Jedenfalls deutlich günstiger als z.b. das Hobby Motorradfahren. Es sei denn man addiert die eigene Kreativität als Kosten hinzu – dann wirds teuer. Unbezahlbar um genau zu sein.
Daß aber fast alle Produkte auf denen „Foto-“ oder „für Fotografen“ steht deutlich teurer sind als Produkte ohne diese Zusätze im Namen erlebe ich nahezu täglich!
Oder wer von euch hat für einen billigen, weissen Regenschirm ohne Handknauf in einem normalen Schirmgeschäft schonmal 70 EUR bezahlt? Oder für eine 3x10m Rolle matt-schwarzes Teichvliess fast 200 EUR? Die bodenloseste Dreistigkeit auf dem derzeitigen Kamerazubehörmarkt ist aber meiner Meinung nach der Spyder Cube der eigentlich nichts anderes ist als ein mit verschiedenen Schwarz-Weiß-Schattierungen bemalter Würfel, eine Silbermurmel und eine Schnur zum aufhängen. Warenwert im Bastelbedarf? 2,50 EUR. Maximal. Verkaufspreis? Um die 35 EUR plus Versand.
Nunja. Jeder wie er mag. Aber teuer ist doch immer nur das, was die anderen haben. 😉