Ein verlängertes Wochenende geht langsam dem Ende zu. Allerheiligen, Herbst und die Osterseen sind eine prima Kombination um mit ca 4kg Kamerakram insgesamt 500mm Brennweite im Gepäck auf der Suche nach Tieren eine Runde um den grössten der Osterseen zu drehen. Daraus geworden ist letztenendes etwas Schilfkunst…Spass hats trotzdem – oder grade deswegen gemacht.
Was mich mal wieder zu einer Frage zurückbringt, die ich immer wieder (sinnloserweise) zu ergründen versuche: Warum fotografieren wir eigentlich?
Diese Frage muss nicht beantwortet werden, ebensowenig wie die Frage an einen Maler: „Warum malst du?“ oder die Frage „Warum existieren wir?“. Die Antwort ist, wie wir seit Douglas Adams wissen, 42 – und nicht wirklich wichtig. Wichtig ist, dass wir das, was wir machen einfach in diesem Moment tun und unserer Kreativität dabei freien lauf lassen.
Selbst die Knipsbildchen-Dias von Onkel Heinrich sind in einem kurzen, kreativen Moment entstanden. Auch wenn das später keiner in dem Bild sieht und es auch niemanden wirklich interessiert wer die merkwürdig gekleideten, unbekannten Menschen in einer unbekannten italienischen Stadt vor 70 Jahren waren. Ausser Onkel Heinrich. Für ihn ist das eine Erinnerungsstütze, ein tolles Bild. Reicht doch völlig aus, oder?
Nicht jedes entstandene Bild wird ein Superknaller. Und? Ist das Schlimm? Ich denke: Nein. Solange man seine Mitmenschen damit nicht quält und stets versucht es beim nächsten Mal etwas besser zu machen. 🙂
Und dennoch sind die Gründe so vielfältig wie der Druck auf den Auslöser. Ich mache es, weil es mir Spass macht. Selten weil ich muss, gelegentlich auch mal weil ich jemand eine Freude machen möchte. Manchmal auch, weil ich warten muss. Aber immer, weil ich mit Hilfe der Fotografie inneren Frieden und Ausgeglichenheit finde, wenn ich mich zu 100% auf ein Motiv, ein Bild, das Lernen oder ein Stück Technik konzentriert habe und anschliessend das Ergebnis sehe.
Wenn Freunden und Fremden die Bilder auch noch gefallen: SUPER! Wenn nicht? Auch SUPER! 🙂 Wenn sie mir selbst nicht gefallen? Ab in die Tonne damit und irgendwann nochmal versuchen (wenn es wirklich wichtig ist).
Geld dafür verlangen? Für mich kein Maßstab für erfolgreiche Bilder. Eher ein Maßstab für gutes Handwerk gepaart mit Verkaufstalent.
Ihr seht schon – aus mir wird vermutlich nie ein erfolgreicher Profi, und das ist auch gut so. 🙂
Auf diese Weise behalte ich mir meine Freiheiten und Freundschaften, kann fotografieren wen und wann ich Zeit habe. Kann Equipment ohne Erfolgsdruck ausprobieren, Stile erfinden, testen und verwerfen. Ich muss nicht auf Kosten-Nutzen achten. Und das Beste: Ich könnte sogar einfach mal Schei**e bauen und sagen: „Sorry – die sind nix geworden.“ – Obwohl mir das bei den wirklich wichtigen Dingern bisher nie passiert ist. 🙂
Da fällt mir grade so ein: Warum muss man eigentlich immer ein erfolgreicher Profi werden? Was bringt mir das? Und was ist das eigentlich wirklich, so ein „erfolgreicher Profi“?
Und warum fotografiert ihr überhaupt noch, wo doch schon alles zigtausendmal Fotografiert wurde?