Die Sache mit der leichten Kameraausrüstung…

5_20120208-224237-001Immer wieder lese ich, daß die Leute keine Lust mehr haben ihre schwere Kameraausrüstung mit sich herum zu tragen. „Mirrorless“ sei das gelobte Land, alles sei jetzt „klein und leicht“. Die neue „Freiheit“ so „toll“. „Die Zukunft“. Sogar „Paradigmenwechsel“ will der eine oder andere erkannt haben. Schöne neue Welt.

Allerdings gipfelt das Miniaturisieren und Erleichtern der Ausrüstung oft in Konzessionen an das Streben nach dem bestmöglichen Bildergebnis. Sicher – die Beste Kamera ist die, die man dabei hat. Aber man kann es auch übertreiben.

So schreibt beispielsweise Jonathan Posner, dass er als Fashionfotograf seine Canon 5D Mark II gegen eine aktuelle Olympus O-MD E-M5 getauscht hat, weil sie nahezu die gleiche Bildqualität bietet. Genau hier liegt aber der Hase im Pfeffer: Olympus hat 2 Jahre gebraucht um das hinzubekommen, was bei anderen Herstellern  damals schon möglich war. Statt nach dem besten Kompromiss zwischen Gewicht und optimalst möglichem Bildergebnis zu suchen wird nun oft darauf geachtet, dass man das gleiche (oder geringfügig schlechtere) Bildergebnis mit kleinerem und leichterem Equipment hinbekommt.

Im Fall von Jonathan’s Canon ist das sogar durchaus nachvollziehbar, denn rein vom Bildeindruck hat sich zwischen der 5DII und der 5dIII nicht wirklich etwas entscheidendes verändert und so wird die Olympus ihm bis zum Ende der Laufzeit der 5D III das Gefühl geben, technisch weiterhin auf Augenhöhe zu sein.

Mir als auch-Nikon-Benutzer ginge das anders. Denn eine D800 hat nunmal heute schon die doppelte Auflösung einer OM-D. Auch der AF ist Spontan-Action-Tauglich. Da ist der Unterschied heute schon zu deutlich zu sehen – und die Technik schreitet weiter voran. Noch findet der technologische Fortschritt in der Weiterentwicklung von Bildprozessor und Sensortechnik bei APS-C und Kleinbild statt. Das hat sich m.M.n. noch immer nicht geändert. Von einem Paradigmenwechsel zu sprechen halte ich daher für verfrüht.

Ich versuche stets das technisch beste Gerät zu kaufen, das im Rahmen meiner Möglichkeiten heute verfügbar ist – statt eine Kamera, die heute die Bildqualität liefert die Andere  bereits vor 2 Jahren boten würde ich mich eher für eine Kamera entscheiden, die auf dem technischen Stand von Heute und gleichzeitig möglichst klein und leicht ist.

Möglichst wenig mit mir herumtragen wenn ich Fotografieren gehe ist zwar auch immer mein Ziel – aber wenn es das Bildergebnis erfordert, dann kann „möglichst wenig“ auch mal 4,5 Kilogramm für ein 300/2,8 plus D800 mit Batteriegriff sein. Oder 10kg im Rucksack, wenn noch ein wenig Lichtkrempel und ein, zwei weitere Objektive hinzu kommen. Oder auch mal nur das Smartphone. Das ist eh immer da.

Meistens ist allerdings meine Fuji X-Pro1, die letztes Jahr meine Nex-7 abgelöst hat, in der Fototasche. Sie bietet mir einfach die hübscheren, cleaneren Files, die interessanteren Objektive und die angenehmere Bedienung, die ich bei der Nex immer vermisst habe. Ausserdem besitzt sie diesen wunderbaren Hybridsucher, der es mir überlässt wie ich mein Motiv sehen will. Und sie ist klein und leicht genug um sie nicht als schwer zu empfinden und hat High-ISO-Eigenschaften auf dem Niveau einer Nikon D3.

Ganz ersetzen kann die Fuji aber meine DSLR (noch) nicht. Dafür müsste der Autofokus noch um einiges schneller werden und die Objektivpalette noch um ein paar schöne 2,8er Zooms und lichtstarke, lange Telelinsen ausgebaut werden. Auch ein Klappdisplay wäre nötig sowie ordentlich konfigurierbares Auto-ISO.

Und das ist genau der Punkt: Es gibt nicht „die perfekte Kamera für alles“ sondern immer nur das jeweils richtige Spielzeug für einen bestimmten Zweck. Wenn man das verstanden hat, dann wird man weder auf die DSLR Knipser schimpfen noch sich über mangelnde Objektive bei Sony, veraltete Technik bei Olympus oder fehlenden AF-Speed bei Fuji beschweren.

Und genau darum ging es im Kern wohl auch bei Jonathan Posners Blog Artikeln, als er von seinem Wechsel von der 5D II auf die Olympus OM-D berichtete: Für ihn sind es gleichwertige Werkzeuge für seine Fashion-Fotografie, wobei die Olympus den Vorteil hat deutlich kleiner, leichter und billiger zu sein – bei vergleichbarer Bildqualität und mit gleich guten Objektiven bei ähnlicher Bildwirkung. Ich frage mich allerdings, wie lange er mit seiner OM-D wirklich arbeiten wird. Selbst der EVF und Mirrorless Fanboy Kirk Tuck hat mittlerweile wieder eine dicke Knipse zusätzlich – eine Alpha 99.

Vielleicht hätte ich seinerzeit mit dem Verkauf meiner Olympus warten sollen – ich hätte heute sicher eine OM-D. Andererseits hätte ich auch lange nicht soviel erlebt wie bei dem Ausflug zu Sony und dem anschliessenden Wechsel zur Fuji – und ich hätte trotzdem weiterhin eine DSLR Ausrüstung. Einfach weil bestimmte Dinge mit einer „Grossen, Schweren“ einfach besser funktionieren. Noch. 🙂

Eins vielleicht noch zum Schluss: „Klein und Leicht“ kann auch bedeuten, dass man einfach nur ein einziges Objektiv und einen Akku mitnimmt. Da ist dann unter Umständen eine Nikon D800 mit 50/1,4 deutlich kleiner und leichter als die komplette Olympusausrüstung inkl. Stativ…

Man kann Gewicht also auch mit Nachdenken und der Beschränkung aufs Notwendige ersetzen ohne sich dabei in seiner kreativen Freiheit einzuschränken oder neue Kameras zu kaufen. Die beste Kamera ist schliesslich die, die man dabei hat und oft gibt bewusste Selbstbeschränkung beim Equipment auch der kreativität neue Impulse.

 

Planeten fotografieren mit der Pentax Q

Pentax Q mit 01 Standard Prime 8,5mm 1:1,9

Pentax Q mit 01 Standard Prime 8,5mm 1:1,9Die Pentax Q hab ich ja damals ziemlich belächelt, als sie für roundabout 750 EUR rauskam. Ach was – heimlich ausgelacht hab ich Pentax, dass sie das Mirrorless-Konzept für den Alltag vergeigt hatten (Zu der Zeit wusste ich noch nicht, dass Pentax das mit der K-01 nochmal wiederholen würde).

Was ich damals nicht bedacht hatte: der erstaunlich gute Minisensor birgt ein paar handfeste, rattenscharfe Vorteile für bestimmte fotografische Nischen. Für Makro oder Astrofotografie zum Beispiel.

Ich hab ja wirklich lange gerätselt, warum Pentax eigentlich diese viel zu kleine Miniknipse namens Pentax Q, quasi den digitalen Nachfahren der Pentax Auto 110, in die Welt gesetzt hat, bis ich neulich mit ein paar Freunden zu fortgeschrittener Stunde auf dem Balkon stand um Sterne zu gucken.

Ein 7×50 Fernglas war definitiv nicht genug um irgendwas zu sehen und auch meine schnell herbeigeholte Nex-7 mit 1,7x Telekonverter und 300/2,8 Tele waren nicht genug um die Ringe vom Saturn auch nur ansatzweise im 100%-Crop erahnen zu können.

Saturn mit der Pentax Q fotografiert
Saturn mit der Pentax Q fotografiert

Also hab ich ein bisschen nachgedacht: „Wat machste?“ Nikon J1? Neee – viel zu teuer und der Sensor auch nicht wirklich klein genug. Für weniger Geld bekommt man auch ne Olympus mit ähnlichem Crop-Faktor (2 statt 2,7x). Aber 2x crop + 1,7x TC + 300mm sind nur 1020mm. Fast ein bisschen wenig für die ganz weit entfernten Sachen.

Geht noch mehr? Jup! Die Pentax Q ist zur Zeit die einzige Systemkamera mit 5,5x Cropsensor UND Wechselbajonett UND extrem kleinem Auflagemaß sodaß ich mein Nikon-Tele daran verwenden kann. Aus der Q + TC17eII + AF-I 300/2,8 wird so ein hübsches 2805mm Fernrohr.

Pentax war auch noch so nett, den Preis einen Tag vor meiner Kaufentscheidung um ~43% zu senken. Also nicht nur perfekt geeignet für den Zweck sondern jetzt auch noch bezahlbar. *jippie*
Das schlimmste war wie immer: Das Warten. Als ich las, dass Amazon mit Hermes verschickt hatte, mit denen ich bis dahin ausnahmslos schlechte Erfahrungen gemacht hatte, befürchtete ich schon das Allerschlimmste. Unvorsichtigerweise schrieb ich auch noch irgendwas in der Richtung auf Twitter – woraufhin sich zu meinem großen Erstaunen innerhalb von wenigen Minuten der Hermes-Support meldete und mir versicherte, dass das Paket pünktlich ankommen werde. Tat es dann zwar doch nicht, sondern mit 1 Tag verspätung, aber Jan vom Hermes-Support war dermassen freundlich und flott, dass ich mich darüber sogar gefreut habe. Supporttechnisch und auch Qualitativ scheint sich bei Hermes wohl etwas zum positiven zu wenden. Top!

Pentax Q + TC 17 e II + Nikon AF-I 300/2,8

Heute war der Nikon-Pentax-Q-Adapter und die Q dann da – und ich musste natürlich gleich ein wenig rumprobieren, was man so mit umgerechnet 2805mm Brennweite alles anstellen kann.

Fazit: Eigentlich Immer noch nicht genug Brennweite für Astrofotos, aber immerhin kann man im 100%-crop die Saturnringe sehen! Wenn jetzt auch noch besseres (=weniger diesiges und weniger Großstadtbeleuchtetes) Wetter gewesen wäre, dann wäre das Bild vielleicht auch noch ’nen Tacken schärfer geworden. So bin ich aber auch schon extrem zufrieden mit dem Ergebnis. 🙂

Auch der Mars war zu sehen:

Mars

Ich habe übrigens noch NIE eine so hochintegriert verarbeitete Digitalkamera gesehen – da kann im Gehäuse eigentlich kein einziger Millmeter mehr ungenutzt sein. Und RAW kann sie auch. Damit muss ich meine Meinung zur Pentax Q wohl etwas revidieren. Das wird mir beim K-01 Türstopper hoffentlich nicht passieren. 🙂

Gute Nacht(-fotos)!