Das optimale System – Teil 2: Sport

Aufnahme eines Triathleten
Aufnahme eines Triathleten
Aufnahme eines Triathleten

Was ist denn nun das OPTIMALE SYSTEM für Sportaufnahmen?

Wie im letzten Artikel schon beschrieben gibt es die unterschiedlichsten Sensorformate, stärkere und schwächere Autofokusmodule, schnellere und weniger schnelle Bildfolgen, unterschiedliche Objektivlineups, Preise, Kameramodelle, Gewichtsklassen und Featuresets der Kameras.

Die wichtigsten Fragen zur Materialauswahl für Sportaufnahmen sind jedoch: „Welche Sportart möchte ich ablichten?“ und „Wo möchte ich diese Sportart wie ablichten?“. Es versteht sich von selbst, dass für ein Schachturnier andere Systemvorteile und Kenntnisse wichtiger sind als z.b. für ein Eishockeyspiel, einen Triathlon oder eine Segelregatta.

Schach!

Für Schach in einem schlecht beleuchteten Kellerraum brauche ich vor allem High-ISO Fähigkeiten und lichtstarke Objektive. Da wären wir eher beim Thema „Das optimale System für Theaterfotografie“. Extrem kurze Verschlusszeiten, schneller AF oder langes, lichtstarkes Tele spielen bei Schach praktisch keine Rolle.

Torschuss beim Spiel EHC München gg. Eisbären Berlin
Torschuss beim Spiel EHC München gg. Eisbären Berlin

Eishockey und andere Hallensportarten

Anders sieht es schon aus, wenn man seine Lieblingseishockeymannschaft fotografieren möchte. Hier sind kurze Verschlusszeiten unter 1/500s gefragt. High-ISO-Fähigkeiten sind ebenfalls von Vorteil, weil meistens in nicht optimal ausgeleuchteten Hallen gespielt wird. Je nachdem von wo aus man fotografiert sind Brennweiten zwischen 14mm und 400mm (KB-äquivalent) sinnvoll.

Einen Torschuss von der Mitte der Seitenbande aus zu fotografieren geht in der Regel mit 135mm (an KB) sehr gut. Hier bleibt genug Raum fürs Croppen oder eine Ausreichend grosse Übersicht der Spielsituation. Die Anforderungen an den AF sind moderat, wenn man sich in das Spiel hineindenkt, bestimmte Situationen vorausahnt und man nicht wilde Action auf dem Spielfeld in Schnappschussmanier ablichten möchte.

Dennoch: Ein guter AF und schnelle Bildfolge jenseits der 5fps können hier gelegentlich Vorteile bringen, wenn man z.b. einen auf sich zufliegenden Spieler verfolgen will oder eine Serie davon machen möchte. Das gute ist: Das Spielgeschehen ist auf das Spielfeld beschränkt.

Um möglichst cleane Files zu bekommen und weil ich hier keine unendlich langen Brennweiten benötige verwende ich für Hallensport gerne meine Nikon D700. Kleinbildsensor und extrem agiler Autofokus bieten mir hier den nötigen Spielraum nach oben. Darüberhinaus Freistellungspotenzial, Zuverlässigkeit, Treffsicherheit und hohe Dynamik. Mit einem 2,8er Telezoom wie z.b. dem AF-S 80-200/2,8 und einem Weitwinkelzoom bin ich für jedes Hallenturnier bestens gerüstet. Auto-ISO und M mit der Einstellung 1/500s und Blende auf Offenblende + 1 und ab geht die Lucie. Je nach Lichtverhältnissen und Bildidee kann es auch sein, dass ich bei Offenblende oder stärker abgeblendet, mit etwas längerer oder kürzerer Belichtungszeit oder höherer ISO fotografiere.

Blitzen ist für mich in der Sportfotografie fast immer tabu, ausser ich habe zuvor das Einverständnis des Sportlers erhalten oder es ist keine Wettkampfsituation…Ich hab mal gesehen wie ein blitzender Fotograf von einem geblendeten Eishockeyspieler vermöbelt wurde. Kein schöner Anblick. 🙂

Langes Tele in der Segelfotografie
Langes Tele in der Segelfotografie

Segeln, Surfen, Kiten und andere long Tele Knipsereien.

Beim Segeln, Surfen oder Kiten kann man als Fotograf selten mitten ins Geschehen hinein, weil die Kombatanten nicht behindert werden dürfen. Meist sind grössere Distanzen zu überbrücken. Entweder vom Ufer oder vom Begleitboot aus. Will man nun Gesichtsausdrücke oder Action an Bord einer Yacht einfangen ist langes Tele oft der einzige Weg der ans Ziel führt. Lange Telebrennweiten haben darüberhinaus den Vorteil, dass man die oft dicht an dicht segelnden, surfenden oder kitenden Teilnehmer durch Freistellung voneinander trennen kann – oder aber durch abblenden eine extreme Nähe zwischen den Teilnehmern herstellen kann, die so in der Realität nicht vorhanden war.

In der long Telephoto Fotografie zählt vor allem eines: 1/1000s, viel Brennweite und ausreichende Lichtstärke zur Freistellung! Oder aber extremes Weitwinkel oder Fisheye für Shots an Bord oder nah am Objekt. Für Reportagen helfen auch ein 85er mit cremigem Bokeh für Details und ein 28-105er Allroundzoom für Gruppenportraits, Momente und Szenen (KB-äquivalent).

Wenig Licht ist meistens kein Thema. Jedoch muss man die langen Teles noch aus der Hand halten können, da das Begleitboot meist mehr oder weniger unruhig schwankt. Aus diesem Grund verwende ich in der Segelfotografie vorzugsweise Kameras mit APS-C Sensorformat. Kleinbildkameras bieten hier eigentlich nur Nachteile: statt einem 300/2,8 muss es ein 500/4 oder 200-400/4 sein – das aber wiegt so viel, dass man es kaum sinnvoll aus der hand fahren kann. Man muss auch stärker Abblenden um die Ränder scharf zu bekommen oder die gleiche Schärfentiefe wie mit APS-C zu erhalten. Das zermalmt den scheinbaren Rauschvorteil zu einem nicht ganz so wichtigen Kriterium.

Olympus mit seinem 2x Crop wäre vermutlich auch eine interessante Lösung, jedoch ist hier das 150/2 schwer zu bekommen und das 300/2,8 so teuer, dass ich es praktisch nie probiert habe. Auch kommt man bei diesigem Wetter um ISO800 bei FT meistens nicht herum, wenn man etwas abblenden muss (z.b. blende 4) – was bei Olympus auch schon wieder etwas grenzwertig ist. Aber ja – gehen würde das schon! Und dank der guten Abdichtung der Kameras und Top-Pro-Objektive wäre das System wie gemacht für derartige Anwendungszwecke.

Die Frage ist bei Olympus allerdings auch noch, wie lange Olympus das FT System noch unterstützen wird. Zukunftssicherer und mit besserem Gebraucht- und Neuwarenmarkt, falls man das Hobby mal ad Acta legen oder erweitern möchte scheinen hier Nikon und Canon zu sein. Für Canon und Nikon bekommt man überall Ersatz – für Olympus und Pentax & Co nicht unbedingt.Nicht unwichtig bei der Investition in der Preislage eines Kleinwagens. Dass es innerhalb des FT Systems keine Kameras mit grösseren Sensoren z.b. für andere Anwendungszwecke gibt schränkt die flexibiltät des Einsatzbereiches zusätzlich ein.

Die Wasserdichtigkeit spielt auch eine nicht unwesentliche Rolle bei diesen Sportarten. Wer „nah ran“ und gerne mit Weitwinkel direkt aus dem Wasser heraus arbeitet, der sollte über ein Unterwassergehäuse oder eine entsprechende wasserdichte Kompaktknipse als Zusatzkamera nachdenken. Ich habe zu diesem Zweck beim Segeln oft meine alte Pentax W60 oder eine Olympus PEN im Ewamarine-Beutel mit dabei!

Aufnahme eines Triathleten
Aufnahme eines Triathleten

Triathlon und andere Sportarten mit vorhersehbarer Action

Bei Leichtathletikwettbewerben wie dem Triathlon, Radrennen, Galopprennen oder ähnlichen Sportarten, bei denen man vorausahnen kann, an welchem Punkt Action passieren wird ist AF-Geschwindigkeit nicht so wichtig – man kann diese Sportarten mit etwas Übung sogar mit manuell Fokussierten Objektiven fotografieren. Dennoch: Auch hier ist es hilfreich, wenn man einen flotten AF und eine flotte Serienbildfunktion in der Kamera hat und ein Lichtstarkes Telezoom und ein Weitwinkelzoom verwendet um auch mal ungeplante Szenen einfangen zu können ohne lange Warten zu müssen.

Auch hier bietet APS-C durchaus Vorteile, weil man statt mit einem 300/2,8 mit einem 80-200/2,8 losziehen kann und trotzdem genug Freistellungspotential, aber weniger Schleppgewicht auf der Schulter hat.

Marathonläufer
Marathonläufer

Fazit: Es kommt auf den Sport an. Man kann Wissen mit Technik ausgleichen und umgekehrt. Mein Lieblingssystem für diese Art der Fotografie ist Nikon. Nicht zuletzt, weil ich sowohl APS-C Bodies als auch Kleinbildgehäuse des gleichen Herstellers mit meinen Objektiven verwenden kann und der sagenhaft gute AF schon so manches Bild ermöglicht hat, das mit einer nicht ganz so flotten 5DII oder Pentax K20 nicht drin gewesen wäre. Bei Canon müsste man für einen vergleichbaren AF schon in die 1er Klasse aufsteigen und dementsprechend tiefer in die Tasche greifen – und mehr schleppen.

Nichts desto trotz ist die 5DII auch für die meisten Sachen vollkommen ausreichend. Sie bietet vor allem den Vorteil, dass man einfach die hälfte der Fläche wegcroppen kann ohne dass man zuwenig Auflösung für einen A4-Print befürchten muss – so spart man sich den zusätzlichen APS-C Body. Jedoch ist das AF Modul nur in der Mitte wirklich sporttauglich treffsicher. Bei den anderen AF-Feldern ist es immer ein wenig tricky, aber immer noch besser als bei Pentax. Und die 5DII ist nicht speziell geschützt gegen Spritzwasser oder Regen. Hier punktet Olympus als reines Sportsystem – für diesen Einsatzbereich ist es eine tolle Sache. Solange man die Nachteile nicht als störend empfindet. Aber druckreife JPEGs aus der Kamera haben schon auch einen gewissen charme!

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