In diesem Artikel werde ich beschreiben, wie man einen Deckenbeamer ohne umständliche Verkabelung anschliessen kann.
Dank einer Kombination aus Chromecast, Bluetooth-Audioverbindung mit apt-x und Funk-LED-Leuchtmitteln reichen ein einziges Stromkabel und drei kleine Löcher in der Decke aus um einen Beamer an der Decke zu betreiben.
Kein Schlitzeklopfen oder Kabelkanäle verlegen nötig.
Doch von Anfang an: Ich habe keinen grossen Fernseher und möchte auch keinen grossen Fernseher im Wohnzimmer stehen haben. Dennoch möchte ich das Heimkino nicht missen.
Also kaufte ich mir vor einiger Zeit einen kompakten Beamer.
Jedesmal, wenn ich einen Film „in groß“ sehen wollte war dann die folgende Prozedur angesagt:
- Beamer auf ein altes Lampenstativ montieren
- Stativ an der richtigen Stelle aufbauen
- Bild auf die Projektionsfläche (Wand) ausrichten und scharfstellen
- Stromkabel anschliessen
- HDMI-Kabel ansschliessen
- Das Audiokabel für den Rückkanal zur Stereoanlage anschliessen
- Film vom Abspielgerät abspielen.
- Am Ende alles wieder aufräumen
Da dies, wie ihr sicher bemerkt habt, ziemlich umständlich ist, vereinfachte ich die Prozedur: Statt alles immer wieder auf- und abzubauen stellte ich den angeschlossenen Beamer nach Gebrauch einfach in eine Ecke und schaltete lediglich die Mehrfachsteckdose aus.
Unglücklicherweise sah das nicht besonders aufgeräumt aus und alle stolperten regelmässig über die Füsse des Lampenstativs.
Als Aternative bietet sich eine Deckenmontage an. Allerdings finde ich Kabelkanäle an der Decke nicht sonderlich hübsch. Auch nicht diese superflachen.
In einen weiteren Optimierungsschritt versuchte ich daher die Anzahl der Kabel zu reduzieren. Der Beamer würde neben einer Deckenlampe montiert werden. Strom wäre also über ein kurzes, nicht störendes Kabel am Montageort vorhanden.
Die Stromquelle konnte ich nutzen, weil die Philips Hue Deckenlampe drahtlos ein- und ausgeschaltet werden kann. Es wäre schliesslich fatal, wenn die Lampe leuchten muss, damit der Beamer läuft! Gleichzeitig wäre es genauso fatal wenn der Beamer anginge sobald man die Deckenbeleuchtung einschaltet. Aber auch das ist kein Problem, weil der Beamer, wenn der Strom eingeschaltet wird nicht automatisch angeht, die Lampe jedoch schon.
Das Audiokabel habe ich durch eine Bluetooth-Funkstrecke mit apt-x ersetzt, was ganz ausgezeichnet funktioniert. Sowohl in Sachen Latenz als auch von der Qualität her. Der Versuch, das HDMI Kabel durch drahtlose HDMI-Bridges zu ersetzen scheiterte leider an Preis und Qualität. Erst gab es keine zuverlässigen Lösungen, dann waren sie mir zu teuer (~200 EUR+). Und man hätte ein weiteres Stromkabel zum Betrieb der Empfangsseite am Beamer gebraucht und somit ein HDMI-Kabel durch ein Stromkabel ersetzt und nichts gewonnen.
Bei der Betrachtung meiner Anwendungsfälle kam die Idee auf, dass sich das Problem durchaus auch mit drahtlosen TV-Sticks lösen lassen könnte. Die Anwendungsfälle sind:
- Filme von DVD oder NAS abspielen
- Games von der Playstation oder Wii zocken
- Bei iTunes gekaufte oder geliehene Filme abspielen
- Webseiten anzeigen
- Bilder Slideshows abspielen
- Videos von Online Videoplattformen wiedergeben
- Präsentationen vom Notebook oder Tablet aus anzeigen
- Die Übertragungslösung muss Beamerseitig über USB mit Strom versorgt werden können, da ein weiteres Stromkabel oder eine klobige Verteilerdose unbedingt vermieden werden soll.
- Die Wiedergabe sollte von allen möglichen Geräten möglich sein. Zumindest jedoch von:
- Android Smartphone & Tablet
- Mac OS X
- iOS Geräten
- Evtl. auch mit Linux, Windows 7++ und ggf. Windows Phone 8.1++ (optional)
- Wiedergabe der Videomedien mit einer Auflösung von min. 720p mit min. 30fps.
Ausprobiert habe ich dann die folgenden Stick-Lösungen:
- FireTV Stick
- AppleTV (trotz 220V Anschluss, aber die hatte ich nunmal schon)
- Chromecast
- RenkCast
Das vorläufige Ende vom Lied war: Die AppleTV flog aus der Konkurrenz raus, weil sie weder aus den gewünschten Online Videotheken streamen noch über USB mit Strom versorgt werden kann und eigentlich auch nur mit Apple Geräten sinnvoll verwendet werden will. Der RenkCast lief mir zu instabil und zu langsam und die EZShare App wirkte etwas altbacken und schlecht gepflegt. Der FireTV Stick schliesslich ist dem Chromecast auf den ersten Blick recht ähnlich, hat aber einige deutliche Unterschieden unter der Haube:
- Apps werden auf dem Stick installiert statt auf dem Smartgerät
- Eine Fernbedienung ist nötig um den FireTV zu bedienen.
- Unterstützt nur Miracast, was qualitativ nicht optimal ist. (hohe Anforderungen an Abspielhardware, oft hohe Latenz, Ruckler und asynchrone Video/Audio Spuren)
- Man benötigt ein Amazon- statt ein Google-Konto
Und so fiel die Wahl auf den auch nicht so ganz perfekten (weil neugierigen) Chromecast Stick, der aber inzwischen tatsächlich alle Usecases ausser den Punkt mit der Playstation/Wii erfüllt. Und das ganz ohne Fernbedienung und von jedem Gerät auf dem entweder der Chrome Browser, die Chromecast App oder Android läuft.
So hängt der Beamer nun an der Decke, nur mit einem Stromkabel angeschlossen und alles funktioniert tadellos, ohne ruckeln und ohne Gestänge zwischen Bild und Betrachter.
Links Zum Weiterlesen (englisch):
Screen mirroring with Chromecast
Miracast explained: How is it different from Chromecast and AirPlay?